Höfner HM83

Seidig
Höfner Konzertgitarre „HM83“
Von Christian Veith


Gutes Konzept/günstiger Preis: Höfner Konzertgitarre „HM83“

Legionen von Gitarrenschülern haben ihre ersten Steh-und Gehversuche auf Höfner-Gitarren unternommen. Ermöglicht wurde diese nun schon weit über hundert Jahre andauernde Erfolgsgeschichte durch moderate Preisgestaltung bei gleichbleibender, vernünftiger Qualität.

Die „HM83“ aus Höfners Meistergitarren-Serie (das „M“ in der Typenbezeichnung steht dafür) richtet sich, wie man unschwer erahnen kann, an eine musikalisch schon etwas anspruchsvollere Kundschaft. Und ganz nach Art des Hauses verliert die HM83 auch in dieser gehobenen Kategorie preislich nicht den Boden unter den Füßen.

Beschreibung

Wie es sich für ein Instrument mit dem Anspruch „Meisterklasse“ gehört, bietet die Höfner einen Korpus aus durchweg massiven Hölzern. Bei der Decke fiel die Wahl auf die hochgeschätzte deutsche Fichte. Die hier eingesetzte Sortierung ist optisch nicht spektakulär, aber von grundsolider Qualität. Boden und Zargen sind aus dem mittel- bis hellbraunen afrikanischen Aningrè-Holz. Aufgrund der mehr oder weniger deutlichen „Flammung“ des Holzes gleicht es dem oft ähnlich gezeichneten Ahorn (flamed maple, Riegelahorn).
Und diesem geschätzten Tonholz kommt Aningrè, so Höfner, auch in vielen strukturellen Materialeigenschaften nahe. In der Korpuslackierung befinden sich etwa 2% Toner zu einer ganz dezenten Nachdunklung des Holzes. Damit wirkt die HM83 sehr natürlich, „holzig“. Gut dazu passt der hellbeige Ton des Korpusbindings, der ebenfalls Ahorn suggeriert, sich aber als Kunststoff erweist. Das „aber“ soll hier bitte nicht als Abwertung verstanden werden. Kunststoff wirkt sicher nicht so edel wie ein schönes Holzbinding. Was jedoch die Schutzfunktion betrifft, ist er aufgrund seiner mechanischen Unempfindlichkeit weitaus geeigneter als jedes Holz. Negative Auswirkungen von Kunststoffrändern auf das Klangverhalten kann man im Übrigen getrost ausschließen. Den Gegensatz zur visuellen „Leichtigkeit“ des Korpus’ bildet der Kopf mit seinen satten, schweren Farbtönen. Die dunkle Palisander-Auflage ist mit einer dünnen Schicht hellen Holzes unterlegt, das an den Schnitträndern als dezente Rahmung hervortritt. Die nierenförmigen Dreh-Knöpfe auf den vergoldeten Mechaniken sind ebenfalls aus Palisander.
Im inneren Aufbau ist eine Mischung aus zwei großen Gitarren-Tradition erkennbar. Die symmetrische 5er-Fächer-Verbalkung der Decke entspricht ganz der spanischen Schule, während der gerade Halsblock die deutsche Bauweise widerspiegelt. Daraus jetzt irgendwelche Vor- oder Nachteile abzuleiten würde eindeutig zu weit führen. Bei Höfner legt man jedenfalls Wert darauf, dass die gesamte Korpuskonstruktion in langen Jahren eigener Entwicklung gereift ist. Die Verbindungen von Boden und Decke zu den Zargen sind mittels der sogenannten Vollreifchen unterstützt. Diese sollen die Stabilität und Schwingungsübertragung besser gewährleisten als die vielfach anzutreffenden „Sägereifchen“, die aus Elastizitätsgründen in kurzen Abständen eingekerbt sind.


Handling u. Bespielbarkeit

Ganz ehrlich!: Wenn mich Klaus Schöller, der Produktmanager, Entwicklungs- und Marketingleiter bei Höfner, nicht informiert hätte - ich weiß nicht ob ich draufgekommen wäre. Der Hals der HM83 weist nämlich ein leicht asymmetrisches Profil auf. Der Effekt ist sehr dezent, und wenn es nicht weiß, wird`s einem vielleicht gar nicht bewusst. Optisch erkennbar ist es am deutlichsten an den Konturen der Halsfuß-Korpus-Verbindung. Unter den Bass-Saiten fällt die Krümmung des Halses etwas leichter aus als unter den Treble-Saiten. Auf diese Weise soll die Positionierung des Daumens für alle, die nicht der ultraorthodoxen Methode anhängen, bequemer werden. Gleichzeitig würden die Greiffinger besser um den Hals herum geführt werden. Das ist schon mal ein deutliches Indiz dafür, dass die HM83 nicht speziell für die Anhänger der „Reinen Lehre“ konzipiert ist. Sie soll vielmehr eine möglichst breite Gruppe von Anwendern ansprechen, Gelegenheitsklassiker genauso wie Acoustic-Jazzer, Latin- und Ethno-Akustiker überhaupt, Volksmusik-Spezl, und, und, ... Selbstverständlich ist auch die streng-klassische Haltung hier ohne Verrenkungen möglich.
Wie gesagt, die Asymmetrie ist sehr subtil, drängt sich also nicht andauernd ins Bewusstsein. Ein interessanter Ansatz ist es allemal. Als Ergänzung hierzu ist die Saitenlage ab Werk relativ niedrig eingestellt. Diese beabsichtigte Maßnahme entspricht wiederum eher dem Allgemeingeschmack als dem des ausgefuchsten Klassikers. Damit kommt auch eine weniger entwickelte Greiftechnik gut zurecht. Die Mechaniken halten übrigens, was sie optisch versprechen. Sei arbeiten ohne Spiel und Ruckeln , mit vernünftiger Übersetzung. Und die schwarzen Stahlwellen versprechen, dass das auch lange noch so bleibt.

Den vollständigen Artikel finden Sie in AKUSTIK GITARRE 01/03