Durchgecheckt: Voigt & Sohn - Konzertgitarre

Durchgecheckt

Souverän

Kurt Voigt & Sohn - Konzertgitarre

„La Fina“ von Franz Holtmann

Bis ins Jahr 1690 zurück reicht die Familienhistorie der Instrumentenbauer, die den Namen Voigt führen. Das traditionsreiche Familienunternehmen residiert heute in Wasserburg am Inn in Oberbayern, und neben der Produktion von hochwertigen Zithern wird auch eine Reihe von Konzertgitarren erstellt.

Vom Schülermodell „Caprice-Estudio“ für 1.680,- DM bis zum vorliegenden Modell der Meisterklasse „La Fina“ für 5.400,- DM reicht das Angebot. Aber auch die Neuzeit ist an dem Traditionsbetrieb nicht vorbeigegangen, und so bietet der heutige Kopf der Dynastie Curt Claus Voigt auch ein „Classic-Cut“-Modell an, eine Cutaway-Gitarre mit der Option auf Pickup- und Preamp-Einbau. Den Grundstein für die erfolgreiche Familiengeschichte legte Ende des 17. Jahrhunderts Adam I. Voigt mit der Lehre als Geigenbauer im damaligen Markneukirchen, die nach den üblichen Lehr-, Wander- und Gesellenjahren mit abgeschlossener Meisterprüfung und erworbenem Bürgerrecht 1699 zur Aufnahme in die Zunft der Neukirchener Geigenmacher führte. Der Zweig des Zither- und Gitarrenbaus geht auf Oskar Voigt zurück, der ebenfalls in Marktneukirchen im Vogtland 1876 seine Werkstätte gründete. Curt Claus Voigt führt heute in der neunten Generation eine Tradition fort, die über Jahrhunderte hinweg Erfahrung und Wissen weitergab.

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Spiel- und Klangeigenschaften
Der Halszuschnitt der „La Fina“ liegt mit einem gut verrundeten „D“ in einem mittleren Bereich, der den meisten Spielen entgegenkommen sollte. Auffällig ist auf den ersten Blick die relativ hohe Saitenlage des Instruments. Der Hals ist so eingesetzt, dass im 12. Bund ein Saitenabstand von gut 5 mm zum Griffbrett erreicht wird, und das ist kein Zufall. Dieser Wert ist aus zwei Richtungen zu betrachten: Zum einen bringt die frei schwingende Saite große Klarheit im einzelnen Ton, zum anderen verlangt sie vom Spieler sehr akkurates Greifen und einen größeren Kraftaufwand. Mit den aufgespannten High-Tension-Saiten schon ein gutes Stück Arbeit. Früher bekam man öfter ein auf diese Weise eingestelltes Instrument der Meisterklasse in die Hände, und es wird immer noch den Spieler mit der Intention nach größter klanglicher Reinheit geben, der eine solche Saitenlage in diesem Sinne mit Recht in Kauf nimmt. Andere jedoch werden nach einem Kompromiss suchen, der den spielerischen Komfort vor den absoluten Ton setzt. Diese Entscheidung trifft der erfahrene Spieler aber generell mit seinem Gitarrenbauer bei der Planung des Instruments. Bleiben wir beim Thema: Wie schon zu erwarten war, glänzt die „La Fina“ auch bei kräftigem Anschlag mit lupenreinem Ton über das gesamte Griffbrett hinweg. Der Grundcharakter zeigt sich dabei nicht unbedingt mit dem „spanischen“ Timbre der Vorbildgitarren, eher eigentlich könnte man von einem deutschen Ton im besten Sinne sprechen, also nicht so mittig ausgelegt im Frequenzbild, sondern eher klar und transparent. Der doppelte Boden ist auf einen tiefen Grundton (fis) hin ausgelegt, was zu einer resonanten Verstärkung der Bässe führt und eine präzise Trennung von Bass und Diskant ermöglicht. Tatsächlich kommt die Gitarre im Bassbereich zu sehr schön warm artikulierender, trotzdem aber schneller Tonentfaltung. Die samtige, obertonreiche Artikulation sorgt mit guter Trennung für wundervoll runde und lang tragende Basstöne. Der Diskant zeichnet sich durch große Klarheit aus. Sehr differenziert kommen Linien und Akkorde zu Gehör. Der Ton ist schnell und luftig, erreicht aber im oberen Halsbereich nicht ganz die Klasse und Länge des Bassbereichs. Das ist nicht unbedingt verwunderlich, und zudem gilt es noch in Rechnung zu stellen, dass wir es mit einem frischen, noch nicht eingespielten Instrument zu tun haben. Natürlich ist auch der Diskantton von guter Substanz, und schnelle Tonfolgen und Verzierungen werden plastisch und kraftvoll umgesetzt. Insgesamt also glänzt die „La Fina“ mit einem reichen Klangbild, das von ausgezeichneter Trennung in den Stimmen und frisch luftigem Charakter geprägt ist. Leicht zu erreichende Flageoletttöne und gute Tragfähigkeit schließen den Kreis, und das Werk lobt den Meister.

Fazit
Die „La Fina“ aus dem Hause Voigt trägt ihren Namen mit gutem Recht. Beste Tonhölzer und vorbildliches Handwerk zeigen schöne Früchte, die sich in einem beeindruckend runden, obertonreichen Klangbild spiegeln. Der doppelte Boden verändert die Resonanzfähigkeiten des Instruments und führt zu vorzüglichen, weich und doch präzise konturierten Bässen. Der Diskant hält klares, lichtes Klangverhalten gegen und ergänzt damit das Bild mit ausgewogener Farbgebung. Das offene, eigenständige Timbre der Gitarre, ihre Reinheit im Ton und ihre gute Artikulationskraft machen sie zu einem meisterlichen Instrument. Souveräne Arbeit.

Den vollständigen Artikel finden Sie in AKUSTIK GITARRE 1/2000